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Nabelreflex

Die Schlüsselposition des Nabels im Faszien- und vegetativen Nervensystem und ihre Nutzung mit dem Nabelreflex

1. Prä- und perinatale Prägung des Nabels

Der Fötus im Mutterleib zeigt sehr früh ein eigenständiges, selbst regulierendes Verhalten. Es dient u.a. der Erforschung seines Körpers und seiner Umgebung. Die Sprache des Körpers, insbesondere Mimik und Gestik weisen auf Bedürfnisse, Interessen, Begabungen, Lernprozesse und Gefühle, auf gute und schlechte Träume. Ab der 10. Woche sind alle komplexen Bewegungen, z.B. das aktive Drehen in der Gebärmutter, die Zuwendung auf liebevolle Berührung des Bauches oder heftiges Treten gegen die Bauchwand bei unangenehmen Geräuschen oder Belästigung durch Ultraschalluntersuchungen oder gar Fruchtwasserpunktionen zu beobachten. Zwillinge wurden dabei beobachtet, wie sie sich gegenseitig wecken oder durch die Eihülle hindurch Küssen, das mit einer entsprechenden als Lächeln gedeuteten Mimik beantwortet wird (bei D.Chamberlain in: seelisches Erleben vor und nach der Geburt, Hrsg: L.Janus, S.Haibach).
Gleichzeitig ist der Fötus „über die physiologischen Äquivalente von Emotionen wie hormonelle Veränderungen im Blut, der Qualität der Sauerstoffzufuhr, Veränderungen der Herzfrequenz etc. quasi an die Gefühlswelt der Mutter angeschlossen“ beschreibt das Institut für Persönlichkeitsentwicklung und Psychotherapie. Das Gleiche gilt für die Verbindung mit dem mütterlichen Stoffwechsel und das Immunsystem.
Die Nabelschnur ist dabei die einzige direkte Verbindung des entstehenden Individuums mit seiner ihn nährenden und beschützenden aber oft auch belastenden Umwelt. Fötus und Mutter essen, trinken, rauchen, nehmen Medizin, erleben Freude, Trauer, Ärger, Aufregung und auch jeden Stress gemeinsam. Über die Nabelschnur besteht eine körperlich- seelische Einheit zwischen dem entstehenden Kind und seiner Mutter bzw. dem Leben. Der kindliche Nabel erfährt die mütterliche Reaktion auf das Leben über die Zusammensetzung des Nabelbluts, einschließlich Sauerstoff- und Kohlendioxidgehalt sowie pH-Wert des Blutes, über den Rhythmus des Herzschlages und den Blutdruck. Über die Nabelgefäße werden alle Nährstoffe, aber auch Stresshormone wie Cortisol dem kindlichen Organismus zugeführt und alle Stoffwechselschlacken entsorgt. Mütterliche Stresshormone, genauso wie therapeutisch zugeführtes Cortison, erhöhen dabei im Kind nicht nur das Risiko für die typischen stressbedingten Erkrankungen sondern bewirken auch eine Störung der Gehirnreifung mit erhöhtem Risiko von Intelligenz- und Konzentrationsstörungen sowie späteren Depressionen (bei Katrin Neubauer). Umgekehrt leiden Kinder, deren Mütter einer stressbedingten Nebenniereninsuffiziens mit Erschöpfung der Hormone, wie Cortisol ausgesetzt waren, nach der Geburt ebenfalls unter einer Schwäche der Nebennieren und sind stressanfälliger.
Parallel zu der Informationsflut über die Nabelgefäße erlebt der Nabel über die zahlreichen freien Nervenendigungen und Rezeptoren des sympathischen Nervensystems in der Nabelfaszie die entsprechende Reaktion des mütterlichen und fötalen vegetativen Nerven- und- Fasziensystems. Das sich entwickelnde fötale Fasziensystem nimmt die physiologische Steuerungsfähigkeit des mütterlichen, vegetativen Nervensystems zwischen Stress- und Entspannungszustand genauso wahr wie eine Fixierung des mütterlichen Organismus im Sympathikotonus, mit der damit verbundenen Reaktion des mütterlichen und kindlichen Fasziensystemes. Die Nabelfaszie beteiligt sich aber auch aktiv an der Regulation der Informationszufuhr. Dabei zeigt sich die Verbindung von Gedanken und Emotionen mit dem Fasziensystem z.B. daran, das bereits der Gedanke der Mutter an Nikotin zu einer Verengung der Nabelschnur führen kann. Auch zeigen Ultraschalluntersuchungen, das Foeten nicht nur sehr oft mit ihrer Nabelschnur spielen, sondern diese gelegentlich auch aktiv zusammendrücken.
Nabel und Fasziensystem erleben unter aktiver Mitbeteiligung die individuelle Entwicklung von Stressreaktionen, Schmerz, Furcht, Trauer, aggressivem Verhalten, aber auch Freude, Zuneigung, Lernen, Erinnerung, Vorlieben und aktiver Kommunikation mit der Umwelt. Das so genannte Zellgedächtnis bzw. das Schwingungsmuster der Nabelfaszie speichert möglicherweise, wie andere Narben auch, Emotionen sowie die dazugehörigen und andere Erfahrungen des vegetativen und faszialen Systems, also auch den Umgang mit Stress. Der Nabel würde dann sowohl die traumatischen Erfahrungen als auch die Essenz des gesamten fötalen Individuationsprozesses und des Entbindungsprozesses speichern. Die Entstehung des Nabels nach Durchtrennung der Nabelschnur steht somit als Urnarbe in Bezug zur Entstehung des selbstständigen Menschen und seine Trennung von der direkten Verbindung mit der Mutter bzw. dem Leben.
Der Basler Psychiater Peter Schindler, Präsident der Internationalen Studiengemeinschaft für Prä- und Perinatale Psychologie und Medizin Schweiz beschreibt die Geburt als das vielleicht prägendste psychische Erlebnis überhaupt. Klaus Käppeli, Körperpsychotherapeut in St. Gallen, erklärt dies u.a. auch auf Grund der Erfahrung des Übergangs vom maximalen Stresszustandes in einen Entspannungszustand.
M.E.ist es auch die Bewältigung des Überganges von der Einheit und Geborgenheit durch ein Stadium der größten Enge, Angst und Verzweiflung in einen Zustand der selbstständig, lebensfähigen Getrenntheit und relativen Selbstständigkeit der die Geburt zu den grundlegenden, formenden Erlebnissen der menschlichen Entwicklung macht.

Ein Erlebnis das im positiven Fall ein Urvertrauen in das Leben unterstützen könnte, sowohl auf der seelischen aber auch auf den muskulären, faszialen, vegetativen, hormonellen und zentralnervösen Ebenen.
Im negativen Fall jedoch kann eine komplizierte Entbindung eine anhaltende Belastung des Säuglings bedingen. Der kindliche Organismus kann über lange Zeit im Stressmodus verbleiben mit den entsprechenden Reaktionen auf allen Ebenen. Entsprechend häufig zeigen sich dann Beckenverwringungen, ISG – und Atlasfehlstellungen mit den dadurch initiierten Folgen die uns schlimmstenfalls ein Leben lang begleiten können. Bei einer Periduralanästhesie oder Vollnarkose der Mutter wird das Urvertrauen zusätzlich dadurch erschüttert, dass der Fötus die eigene extreme Stressreaktion verschieden von der mütterlichen Reaktion erlebt. Bei einem Kaiserschnitt oder einer vorzeitigen Entbindung fehlt auch oft die durch den Einsatz der Wehen signalisierte Bereitschaft des Fötus zum Start in das neue Leben. Die als drohende Erstickung erlebte zu frühe Durchtrennung der noch pulsierenden Nabelschnur, die ungewohnt helle und oft stressbesetzte Umgebung und die häufige Trennung von der Mutter, v. a. bei Frühgeborenen sind weitere, oft vermeidbare Stressfaktoren für den sensiblen Organismus des Neugeborenen. Alle diese Traumata hinterlassen möglicherweise ihre Spuren im Nabel und wirken sich vielleicht ein Leben lang von dort als stressinduzierender Urstörherd auf die gesamte Körper- Seele- Geist Einheit des neuen Menschen aus.
Die Durchtrennung der Nabelschnur mit ihren Gefäßen, Nerven und Faszien wird auf diese Weise bei dem unvorstellbar komplexen Prozess der Menschwerdung zur ersten und erfahrungsreichsten Narbe.

2. Der Nabel als Urstörherd und Urkraftquelle

Die Entlastung des Spannungsmusters dieser „Urnarbe“ beim Nabelreflex kann möglicherweise immer wieder die Erfahrung des Nabels beim Umgang mit Stress auf verspannte oder „gestörte“ Körperregionen übertragen.
Als Bestätigung des Störfeldcharakters des Nabels zeigt sich wie bei anderen Störfeldern in der Regel auch, die direkte, wenn auch oft nur vorübergehende oder partielle Auflösung der Beckenverwringung durch eine sekundenbruchteil lange Laserbestrahlung. Nach manueller Entlastung des Nabels und initial auch aller beteiligten Störherde mit dem Nabelreflex kommt es nicht nur zur anhaltenden Auflösung der Beckenverwringung sondern auch zu einer vegetativen und faszialen Ganzkörperentlastung. Bei erneutem Stress zeigt die klinische Erfahrung eine Reaktivierung der gewohnten Störherde bzw. Schwachstellen, in der Regel beginnend mit dem Nabel als primärem und übergeordneten Störherd.
Ein entstörter bzw. entspannter Nabel kann wiederum als Urkraftquelle und unsere wichtigste positive Ressource angesehen werden. Das Hara oder untere Tan Tien als örtliche Entsprechung des volkstümlichen, westlichen Wissens um die Kraft im Bauch zeugt von dieser natürlichen und kultivierbaren Urkraft in unserer Körpermitte. Die natürliche und empfehlenswerte Neigung, sich eine oder beide Hände auf den Bauch zu legen, ebenfalls. Der nächste Schritt, die von dort kommende oder dort blockierte Energie über die andere Hand, wie beim Nabelreflex auf eine korrespondierende, energiebedürftige Stelle des Körpers zu legen, ist dann nahe liegend.

3. Der Nabel als zentraler Anker- und Umschaltpunkt des Fasziensystems

Zur vermuteten Funktionsweise des Nabelreflex ein Ausflug in die Welt der Faszien und des vegetativen Nervensystems :
Faszien sind der Ort, wo man Krankheit suchen muss, sie sind aber auch der Ort, wo Heilung beginnt“, sagte Andrew T. Still, der Begründer der Osteopathie. Faszien sind ein z. T. hauchdünnes, fibröses Geflecht, das alle Muskeln und Organe umhüllt, anderseits stabilisieren sie als dreidimensionales hochsensibles Netzwerk oder zentimeterdicke Faserplatten den Bewegungsapparat. Als vielverzweigtes kontinuierliches Netzwerk von Spannungsverbindungen beeinflusst das Fasziensystem möglicherweise Form und Belastungsverhalten des Körpers wesentlicher als das Muskel- und Skelettsystem (Meyer/Schleip).
In den Faszien befinden sich zahlreiche Transportwege, die in ihrer Gesamtheit als Grundsystem, Matrix oder Zwischenzellsubstanz eine grundlegende Rolle für Stoffwechsel- und Immunregulation und die Informationsleitung im Körper besitzt. In diesem von Faszien umhüllten, den ganzen Körper verbindenden Grundsystem treffen sich die Ausläufer des Blut-, Lymph- und Nervensystems. Die enorme Zahl freier Nervenendigungen macht das Bindegewebe zu unserem empfindlichsten Wahrnehmungsorgan. Durch die zahlreich vertretenen, v.a. sympathischen Nervenfasern besteht auch eine wechselseitige Beziehung zwischen Fasziensystem und dem vegetativen Nervensystem. So zeigen neuere Forschungen, dass Stress zu einer Aktivierung von Bindegewebsstabilisatoren, den „Myofibroblasten“ führen kann, die innerhalb weniger Stunden eine Faszienversteifung bewirken. Chronische Rückenschmerzpatienten zeigen nicht nur eine erhöhte Dichte dieser muskelfaserbildenden Zellen (Schleip) sondern in der Folge auch eine Verdickung und gestörte Gleitfähigkeit der großen Rückenfaszie (Langevin).
Eine stress- oder ernährungsbedingte Verschlackung des bindegewebigen Grundsystems kann zusätzlich über eine gestörte Informationsleitung und Stoffwechselleistung die körpereigene Selbstregulation behindern.
„Faszien scheinen daher nicht nur Spiegel des Vegetativums zu sein, sondern auch ein wichtiges Tor, um mittels manueller Therapie auf das gesamte vegetative System zu wirken“(Schleip).
Man kann sich das Faszien- oder Bindegewebsnetz des Körpers wie ein Spinnennetz vorstellen, in dem die Bewegung oder Bewegungsblockade jeder Faser Einfluss auf alle anderen hat. Dem Nabel kommt in diesem Bild die Bedeutung eines wichtigen Aufhängungspunktes des Netzes zu.
Direkte Verbindungen bestehen zum Bauchfell und damit zum Darm, sowie zu Leber, Zwerchfell und Herzbeutel sowie nach unten zum Urogenitaltrakt. Indirekte, aber therapeutisch relevante Verbindungen bestehen nach hinten zur Wirbelsäule, sowie von dort nach oben bis zum Schädel, inklusiv des Kiefers und nach unten bis zum Fußgewölbe. Über die Transversalfaszie und Faszien der schrägen Bauchmuskeln besteht eine therapeutisch wichtige Verbindung zum vorderen Beckenkamm und zum Hüftbeuger und über die Linea alba und dem geraden Bauchmuskel zu Schambein und Symphyse, sowie Rippen und Brustbein. Über die abdominalen Faszien, speziell auch das fasziale Nabelband auch horizontaler Meridian genannt, sowie die neben dem Nabel gelegenen Reflexzonen für den Rückenstrecker und die Nierenregion besteht eine weitere Verbindung des Nabels mit der großen Rückenfaszie und dem Übergang der BWS zur LWS. Auch die senkrecht über dem Nabel verlaufende „weiße Faszie“ oder Linea alba steht in Bezug zu dem, über der Wirbelsäulenmitte verlaufenden hinterem Längsband.
Die amerikanische Ortho-Bionomy Therapeutin Terry Lee bestätigt die Bedeutung des Nabels im Fasziensystem: „Über die Bogensehne steht der Nabel mit dem ganzen Körper in Verbindung. Alle unsere inneren Bewegungsmuster entstammen dieser Region unserer Struktur, der Verbindung von oben zu unten, der ursprünglichen Verbindung zur Mitte, zum Leben“.
Der sensible Therapeut oder Patient kann über eine Verschiebung des Nabels überall im Körper die Zu- oder Abnahme der Spannung eines Referenzpunktes spüren. Dies ist prinzipiell bei zahlreichen Bezugssystemen im Rahmen der Osteopathie, Akupunktur oder Kinesiologie möglich. Für die Funktion des Nabelreflex besonders relevant ist die funktionelle, klinisch leicht nachweisbare Verbindung von Nabel, Stressorganen und vegetativem Nervengeflecht im Oberbauch, sowie dem funktionell wichtigen Übergang der Brust- zur Lendenwirbelsäule.

4. Der Nabel im Bezug zum vegetativen Nerven- , Faszien- und Hormonsystem

Die Integrale Orthopädie sieht als Ursprung der meisten Beschwerden des Bewegungsapparates, aber auch der meisten, sogennaten Zivilisationskrankheiten, eine akute oder chronische, stressbedingte Überlastung von Nebenniere und Sonnengeflecht mit direkter Auswirkung auf das Fasziensystem, speziell der Rücken- und Bauchfaszien. Das Überschreiten der individuellen Grenzen der Belastbarkeit führt zur vegetativen Regulationsstarre mit dominierendem Sympathikotonus und dadurch nicht nur gestörter Entspannungs- und Regulationsfähigkeit des muskulofaszialen Systems, sondern oft auch gestörter Regeneration und Selbstheilung.
Der Nabel liegt in direkter Nähe zu einem der wichtigsten, vegetativen Regulationszentren des Körpers, dem Plexus Solaris oder Sonnengeflecht. Dieses ist für die Regulierung von Anspannungszustand, Sympathikotonus oder Yang und Entspannungszustand, Parasympathikus oder Yin, insbesondere im Bereich der inneren Organe verantwortlich. Der Spannungszustand des gesamten Fasziensystem und der glatten Muskulatur der Hohlorgane sowie die Tätigkeit der Nebennieren und aller anderen Drüsen sind vom Zustand des Sonnengeflechts abhängig.
Die ebenfalls in Nabelnähe über der 12.Rippe liegenden Nebennieren produzieren in ihrer Rinde die Steroidhormone. Das Cortisol ist unter anderem für die Regulation der Stress- und Immunreaktion zuständig. Es reguliert den Blutzuckerspiegel, wirkt entzündungshemmend, wirkt auf die Spannung der Herz- und Blutkreislaufgefäße und stimuliert das zentrale Nervensystem. Das Nebennierenmark gehört zum sympathischen Nervensystem und bildet die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin. Die Nebennieren kontrollieren somit in Zusammenhang mit der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenachse und dem Sonnengeflecht nicht nur die Funktion der übrigen Hormondrüsen und Organe sondern haben einen entscheidenen Einfluss auf die Spannung des Faszien- und damit auch Muskelsystems und über das Zwichenhirn, speziell den Thalamus auch auf unsere Gefühle und Gedanken.
Die in der Regel asymetrisch verspannten Hüftbeuger und Rückenstrecker entspringen beide in unmittelbarer Nähe von Sonnengeflecht und Nebennieren, am Übergang der Brust- zur Lendenwirbelsäule. Die Überlastung der Stressorgane führt direkt oder über Irritationen der unteren beiden Brustwirbel und Rippen zur ein- oder beidseitigen, meist asymetrischen Verspannung der dort entspringenden Hüftbeuger und Rückenstrecker und ihrer Faszien, einer Beckenverwringung. So sieht die Integrale Orthopädie als primäre Reaktion des Bewegungsapparates auf Stress die Beckenverwringung, mit ihren oft weit reichenden Folgen auf den ganzen Bewegungsapparat und die Psyche.

5. Behandlung mit Nabel- und Narbenreflex

Aus diesen Zusammenhängen ergibt sich eine ursächliche Beeinflussungsmöglichkeit von Rücken-, Nacken- und Schulterschmerzen, sowie den damit verbundenen Beschwerdekomplexen über den Nabel. Darüberhinaus zeigt sich bei der Anwendung von Nabel- und Narbenreflex aber auch die Freisetzung einer vom Fasziensystem unabhängig erscheinenden Energie. Diese ist unter der zweiten Behandlungshand überall im Körper spürbar und induziert sowohl eine tiefgehende Muskel- und Faszienentspannung, als auch die Entlastung von anderen Störherden.

1. Diagnostik:
Aus diagnostischen und didaktischen Gründen sowie zur Erleichterung der weiteren Behandlung erfolgt in der Integralen Orthopädie zunächst die schrittweise Entlastung von stressinduzierenden Störherden mit Narben- und Nabelreflex. Dabei zeigt sich ein eindeutiger Hinweis auf die sensible Verflechtung von Stressorganen, vegetativem Nervensystem, Faszien und Muskulatur: Die Komponenten der Beckenverwringung, also Hüftbeugekontraktur und gegenseitige Adduktorenverkürzung entspannen sich unmittelbar nach Behandlung einer relevanten Narbe, Entlastung eines belastenden Kiefers zunächst durch Watteröllchen, dann durch eigenständiges Verschieben in die angenehme Richtung oder Weglassen von störenden Fremdkörpern. Als Bestätigung der bindegewebigen Verbindung des Nabels mit dem ganzen Körper zeigt sich dann auch oft eine Änderung der freien Richtung beim Nabelreflex.

2. Therapie:
Beim Nabelreflex entlastet ein Finger der einen Hand den Nabel und die andere Hand liegt auf einer Schmerz- oder Verspannungszone, primär der Flanke zur Entlastung der abdominalen und dorsalen Faszien und Muskeln.
Zur reinen Störfeldbehandlung liegt die zweite Hand auf einer zu entstörenden Narbe oder einem anderen Störherd, primär und jeweils bei und nach einem Infekt auch vorne am Hals über der Tonsillenregion.
Bei pathologischer Verdichtung des Energiefeldes über dem Nabel empfiehlt sich zunächst die Anwendung des energetischen Nabelreflex. Dabei nähert sich der Therapeut aus möglichst großem Abstand langsam von oben dem Nabel des liegenden Patienten. Er verbleibt dann in dem Abstand, der von Patient und Therapeut als Grenze der Aura wahrgenommen wird. Der Patient kann sich gleichzeitig die Flanke oder eine andere Spannungszone halten. Bei stressbedingter Energieverdichtung löst sich oft so etwas wie ein kalter Wind, der durch schräges Halten der, über dem Körper gehaltenen Hand abgeleitet wird. Als Hinweis auf Verbindung der Aura mit dem vegetativen Nerven- und Fasziensystem zeigt sich in der Regel innerhalb einer Minute die Auflösung einer Beckenverwringung. Als Hinweis auf zusätzliche Verbindung mit der Psyche lösen sich oft , in der Aura oder dem Fasziensystem gespeicherte, zum Traumazeitpunkt nicht integrierte Emotionen.
Beim Narbenreflex wird ebenfalls mit einer Hand eine Narbe entlastet und die andere Hand liegt wiederum auf einer Spannungszone, am besten auf derjenigen, die sich als korrespondierend erweist. Auch hier ist eine energetische Entlastung manchmal indiziert und die psychische Begleitung frei werdender Emotionen selbstverständlich.

3. Selbstbehandlung:
Zur Unterstützung der Behandlung, Nachbehandlung und Prophylaxe einer erneuter Dekompensationen werden die Patienten angehalten, die Integrationsreflexe regelmäßig, v.a. auch nach Stress und bei Beschwerden durchzuführen.

6. Erklärungsversuch des Nabelreflex

Der Nabelreflex kann zu den physiologischen Reflexen eingeordnet werden, da er als Fremdreflex die koordinierte Reflexbewegung einer Gruppe von Muskeln sowie vegetative Reationen einleitet.
Klaus Weber versteht den Nabelreflex als eine „fasziale Reaktionsübertragung unter Entlastung, bei der über den Nabel als ventralen faszialen Ankerpunkt der Rumpfwand die myofaszialen, dorsalen Spannungsverhältnisse positiv beeinflusst werden können.“ Er bestätigt auch die Schlüsselposition des Nabels bei der Informationsübertragung in der bindegewebigen Zwischenzellsubstanz und erkennt, das sich “ am Nabel prä- und postnatale Erfahrungen mit der Struktur und Funktion eines zentralen Umschaltepunktes der ventralen myofaszialen Kette treffen“.
Damit ist aber der Klinisch nachweisbare Effekt auf das vegetative Nervensystem, sowie die nachweisbare Faszien- und Muskelentspannung unter der zweiten Hand beim Nabelreflex noch nicht ausreichend erklärt. Die Entspannung des Sympathikotonus erfolgt bereits durch die anhaltende sanfte Berührung bzw. ganz sanfte Verschiebung oder Drehung des Nabels in die angenehme und spannungsärmste Richtung und ist unabhängig von einer Verschiebung der Bauchfaszien. Letztere bewirkt eine örtliche Faszienentlastung, aber keinen spürbaren Energiestrom unter der zweiten Hand, keine vegetative Umschaltung und keine Ganzkörperentspannung.
Offensichtlich werden beim Nabelreflex durch Hemmung sympathischer Rezeptoren im Bindegewebe vorher blockierte Energien freigesetzt und diese dann über den eigenen oder den Körper einer zweiten Person weitergeleitet.
Einen entscheidenden Hinweis zum Verständnis der Wirkung des Nabelreflexes, aber auch anderer sanften manuellen Techniken bietet die moderne Faszienforschung: Die anhaltende sanfte Tangentialbelastung beim Nabelreflex senkt über bestimmte fasziale Wahrnehmungszellen, die „Ruffini“- Rezeptoren, sowie die freien Nervenendigungen v.a. des sympathischen Nervensystems nachweislich die Sympathikusaktivität (Schleip, Faszien- und Nervensystem). Das Ruffini-Körperchen hat die Form eines Zylinders. Durch die Öffnungen treten kollagene Faserbündel. Dazwischen sind die Enden von Nervenfasern verankert.
Möglicherweise unterstützt auch ein extrem sanftes Verschieben, wie beim Nabelreflex über eine Ausschüttung des Botenstoffes MMP-1 die Auflösung von überschüssigem Kollagen. (Zehng et al, J Biomech 45 zitiert bei Patrick Pfeiffer). Langfristig könnte eine therapeutische Erhöhung der Schmerzschwelle und damit Beeinflussung des bindegewebigen Anteils des Schmerzgedächtnisses auch durch Umwandlung schmerzleitender Rezeptoren in druck- und bewegungsleitende Rezeptoren erfolgen. ( Stefan Albrecht)
Die Weiterleitung der vegetativen Entspannungsimpulse vom Nabel, als zentralen, faszialen Ankerpunkt oder Narben, als örtlich lokalisierte Ankerpunkte kann somit über das Fasziennetz den ganzen Körper erreichen. Die Verbindung mit dem nahe gelegenen Sonnengeflecht und den Nebennieren erklärt die zentrale Bedeutung des Nabels im Bezug auf Hemmung des Sympathikus und dadurch Anregung der Regulationsfähigkeit des vegetativen Nervensystems:
In direkter Nabelnähe liegt im Bezugssystem der TCM bzw.des tantrischen Yogas das Hara (japanisch: Quelle des Lebens) bzw. das untere Tan-Tien. Dort sammelt der Praktizierende des Zen, Qi Gong, Kung Fu oder Aikido seine innere Kraft und findet das Gleichgewicht von Dynamik und tiefer Ruhe. Es gilt als unser wichtigstes Energiereservoir: „In der chinesischen Medizin ist der Tan Tien ein Ozean von Chi, der erst überfließen muss, um die Flüsse (Meridiane) zu füllen und dann alle Organe zu versorgen. Durch Befreiung des Chi-Flusses können wir unsere Organe und unsere Lebenskraft stärken und unsere Selbstheilungskräfte aktivieren. Unser Herz wird entlastet, da der Kreislauf, das Nervensystem und die Drüsen aktiviert werden und alle Körperflüssigkeiten (Blut, Lymphe) leichter durch den Körper fließen können. Ein hoher Chi- Druck verbessert unsere persönliche Kraft, gibt uns im täglichen Leben mehr Konzentration und Ausgeglichenheit“ (Rainer Semlin/2004).
Im Bezugssystem der TCM verbindet die erste Position des Nabelreflexes die Quelle des Qi im Bauch mit dem Speicher des Jing, der Erbenergie in den Nieren. Die Position der verbindenden Hand entspricht weitgehend dem Verlauf des Gürtelgefäßes. Dieses gehört zu den außerordentlichen Gefäßen oder Wundermeridianen, die in der Akupunktur die Funktion haben überschüssige Yin-Energie weiter zu leiten. Es würde also die überschüssige Yin-Energie aus der Nabelregion über die Aktivierung des Gürtelgefäßes den Nieren zugeführt.
Eine Blockade des Nabels führt zu einer schwerwiegenden energetischen Verteilungsstörung mit einer Regulationsstörung zwischen Yin und Yang Zustand. Die Aktivierung der Yang Meridiane erfolgt primär durch Nadelung eines Punktes des über der Wirbelsäulenmitte verlaufenden Lenkergefäßes, in Nabelhöhe, also im funktionell wichtigen dorsolumbalen Übergangsbereich am Rücken.

7. Nabelchakra

Im Bezugsystem der Chakren wird das Nabelchakra oder Manipura (Kraftzentrum) gemäß Damian Alvarez in seinem Buch „El plexo solar, el sol de tu vida“ dem Sonengeflecht zugeordnet: „Über das Sonnengeflecht kommuniziert der Mensch mit dem Universum, weil das Sonnengeflecht mit allen Chakren und allen Aspekten der spirituellen, seelischen, emotionalen und physischen Persönlichkeit verbunden ist. Es ist das einzige Chakra, das bei der Geburt vorhanden ist, überschreitet die Dimension von Raum und Zeit und steht in Verbindung mit unserem ursprünglichen (oder göttlichen) Bewusstsein. Eine seiner Funktionen ist der Schutz der Aura. Bei Gefahr (oder Stress) kann es sich verschließen, um die übrigen energetischen Zentren zu schützen“. So zeigt auch meine klinische Erfahrung, das Stress und Traumata den Körper zu erst und am stärksten im Nabel belasten. Auch die Bezüge zum Nabelchakra als energetisches Bindeglied zunächst zur Mutter, aber später auch zur sonstigen Umgebung, lassen sich möglicherweise nachvollziehen. Mütter aber auch sensible Therapeuten spüren bei der Entlastung des Nabels auch oft eine direkte, Kontaktaufnahme mit der zeitlosen Seele des noch nicht geborenen Menschen, sowie eine gewisse, angenehme Entspannung und Freude die dem neuen Gast auf unserer Erde zugeordnet werden könnte.

Literatur sowie weitere Informationen beim Verfasser